Gesundheitsversorgung von Kindern in Gefahr

Pressemitteilung

Die Ärztekammer Berlin warnt vor einer Zuspitzung der jetzt schon prekären Situation in den Kinderkliniken sowie bei niedergelassenen Kinderärzt:innen. Anlässlich des Weltkindertages am 20. September 2023 fordert die Kammer wirksame Konzepte, um die Situation für Kinder, Eltern und Ärzt:innen nachhaltig zu verbessern.

„Die Gesundheitsversorgung von Kindern in Deutschland ist massiv bedroht“, erklärt PD Dr. med. Peter Bobbert, Präsident der Ärztekammer Berlin. „Bereits seit mehreren Jahren monieren die Berufsverbände die zunehmende Überlastung der Kinderärzt:innen und Eltern sorgen sich um die sichere ärztliche Versorgung ihrer Kinder“, betont Dr. med. Matthias Blöchle, Vizepräsident der Ärztekammer Berlin.

Die Entbudgetierung der kinderärztlichen Vergütung, die in diesem Jahr beschlossen wurde, betrachtet die Ärztekammer Berlin zwar als Schritt in die richtige Richtung. Doch die eigentlichen Probleme, insbesondere das drohende Nachwuchsproblem in den kinderärztlichen Praxen, werden damit nicht gelöst. Die Kammer fordert daher einen Ausbau der Studienplätze sowie der Weiterbildungskapazitäten. Den kinderärztlichen Praxen macht auch der Mangel an Medizinischen Fachangestellten schwer zu schaffen.

Sorge macht auch die Situation in den Berliner Kinderkliniken. Viele pädiatrische Abteilungen wurden geschlossen und Stellen gestrichen. Im Winter 2022/23 waren die Kliniken so überlastet, dass Kinder zum Teil ins Umland verlegt werden mussten. Hinzu kommt, dass aufgrund der langen Wartezeiten viele Eltern sich nicht anders zu helfen wissen und mit ihren Kindern die Notaufnahmen aufsuchen. Dort müssen dann Ärzt:innen einen großen Teil ihrer Arbeitszeit darauf verwenden, Betten zu suchen. „Dies alles ist eine Folge des Personal- und Bettenmangels und nicht mehr hinnehmbar“, so Bobbert „Um saisonale Schwankungen ausgleichen zu können, muss sich die Personalbemessung am Höchstwert der Bettenbelegung orientieren und nicht am Mittelwert.“

Medikamentenmangel entgegenwirken

Auch bei der Versorgung mit Kinderarzneimitteln ist keine Entspannung zu erwarten. Vielmehr ist zu befürchten, dass sich der jetzt schon bestehende Medikamentenmangel verschärft und im Falle von Infektionswellen wie im vergangenen Jahr nicht ausreichend Fiebersäfte oder Antibiotika zur Verfügung stehen. Der Versuch, mit dem im Juli verabschiedeten Gesetz gegen den Medikamentenmangel Lieferengpässe zu verhindern, sieht die Ärztekammer Berlin als nicht ausreichend an. „Mit dem Gesetz wird versucht, das Problem nur über die Preispolitik zu regeln“, so Bobbert. Das reiche aber nicht aus. Wichtig sei vielmehr, dass die Arzneimittel auch zur Verfügung stehen.

„Besonders jetzt, wo die kalte Jahreszeit bevorsteht, müssen wir handeln und Lehren aus der Erkältungswelle bei Kindern und Jugendlichen im vergangenen Winter ziehen“, erklärt Blöchle.

Jedes Kind braucht eine Zukunft

Zum Weltkindertag finden jedes Jahr bundesweit zahlreiche Veranstaltungen, Demonstrationen und Feste statt, um auf die Situation von Kindern und Jugendlichen aufmerksam zu machen. Der diesjährige Weltkindertag steht unter dem Motto „Jedes Kind braucht eine Zukunft!“.

UNICEF Deutschland und das Deutsche Kinderhilfswerk möchten damit die Bundesregierung ermutigen, sich weiter für die Umsetzung der SDGs (Sustainable Development Goals) stark zu machen. Aus Sicht der Organisationen muss die Politik Kinder sowie ihre Rechte mehr als bisher in den Mittelpunkt stellen und vor allem die Kinder stärken, die durch Armut, Behinderung oder Migration oder andere Bedingungen strukturell benachteiligt sind.

Ansprechpersonen für Presseanfragen

  • PD Dr. med. Peter Bobbert, Präsident der Ärztekammer Berlin
  • Dr. med. Matthias Blöchle, Vizepräsident der Ärztekammer Berlin

Die Kontaktdaten erhalten Sie auf Anfrage von der Pressestelle der Ärztekammer Berlin.

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Pressekontakt

Ole Eggert
Pressesprecher
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