In Deutschland sterben im Durchschnitt täglich mehr als 25 Personen durch Suizid. Im Jahr 2023 nahmen sich 10.304 Menschen das Leben – 184 Fälle mehr als im Vorjahr. Damit sterben mehr Menschen durch Selbsttötung als durch Verkehrsunfälle, Mord, HIV und illegale Drogen zusammen.
„Suizidprävention ist ein Thema, mit dem sich jede Ärztin und jeder Arzt beschäftigen muss“, erklärt PD Dr. med. Peter Bobbert, Präsident der Ärztekammer Berlin. „Jeder Gedanke an einen frühzeitigen Tod ist Ausdruck einer Notlage. Hier sind Ärzt:innen gefordert, jede mögliche Unterstützung anzubieten.“ Da Suizide und Suizidversuche oft die Folge von psychischen Erkrankungen sind, die dann auch gut behandelbar sind, könnten durch eine gezielte Prävention viele Todesfälle verhindert werden.
Suizidprävention ist aber auch eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die verschiedene Bereiche wie z. B. Schule, Ausbildung, Arbeitsplatz, Medien und Familien umfasst. Dieser Aufgabe nachzukommen, kann nur gelingen, wenn sie ressortübergreifend und in einem gemeinsamen Handeln von Bund und Ländern wahrgenommen wird. „Dazu benötigen wir eine klare gesetzliche Regelung“, so Bobbert.
Gesetzliche Verankerung der Suizidprävention notwendig
Mit dem Antrag „Suizidprävention gesetzlich verankern und ausreichend finanzieren“ hatte der 128. Deutsche Ärztetag 2024 die Bundesregierung aufgefordert, den Auftrag des Deutschen Bundestages umzusetzen und einen Gesetzentwurf zur Suizidprävention vorzulegen. Die Ärztekammer Berlin unterstützt diese Forderung. Zwar beinhaltet die am 2. Mai 2024 vom Bundesgesundheitsminister vorgestellte Nationale Suizidpräventionsstrategie schon wichtige Punkte. Die Frage der Finanzierung bleibt jedoch ungeklärt. Zudem wird eine verbindliche Umsetzung ohne eine gesetzliche Grundlage kaum möglich sein.
Erhöhtes Risiko bei Ärztinnen
Ein ärztliches Thema ist die Suizidprävention auch aus anderen Gründen, denn auch bei Ärzt:innen ist das Suizidrisiko hoch, wie eine kürzlich im British Medical Journal veröffentlichte Analyse mit Daten aus 20 Ländern gezeigt hat. Die Analyse ergab zwar, dass die Suizidrate sowohl bei männlichen als auch bei weiblichen Ärzt:innen im Laufe der letzten Jahre zurückgegangen ist. Dennoch ist insbesondere bei Frauen in ärztlichen Berufen das Risiko im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung deutlich erhöht.
Dr. med. Matthias Blöchle, Vizepräsident der Ärztekammer Berlin, betont: „Angesichts der erschreckend hohen Zahlen sind weitere Anstrengungen bei der Erforschung und Verhütung von Suiziden dringend erforderlich. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hatte bis Ende Juni einen Gesetzesentwurf zur Suizidprävention angekündigt. Doch wir warten immer noch darauf. Dabei drängt die Zeit und jedes Leben zählt!“
Welttag der Suizidprävention
Um die Öffentlichkeit auf das oft noch tabuisierte Thema Suizidalität aufmerksam zu machen, wird jedes Jahr am 10. September der Welttag der Suizidprävention veranstaltet. Ausgerufen wurde er zum ersten Mal im Jahr 2003 von der International Association for Suicide Prevention (IASP) und der Weltgesundheitsorganisation WHO. Der 10. September ist auch ein Tag der Trauer und des Gedenkens an die durch Suizid Verstorbenen und soll Gelegenheit geben, Erfahrungen von Verlust und Trauer Ausdruck zu geben und miteinander zu teilen.
Hier finden Sie die Pressemitteilung als PDF.
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