„Die Herausforderungen im Gesundheitswesen können nicht allein durch den ambulanten und stationären Bereich gestemmt werden“, erklärt PD Dr. med Peter Bobbert, Präsident der Ärztekammer Berlin. „Wir brauchen dafür starke Gesundheitsämter – im Krisenfall, wie die COVID-19-Pandemie gezeigt hat, aber auch im Alltag.“
Die Gesundheitsämter sind ein zentraler Bestandteil der gesundheitlichen Versorgung und Aufklärung der Bevölkerung. Insbesondere für die Prävention spielen sie eine große Rolle. Mit dem Pakt für den Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD), der 2020 beschlossen wurde, stellte der Bund bis zum Jahr 2026 insgesamt vier Milliarden Euro zur Verfügung, um dem ÖGD strukturell zu stärken.
Durch diese Unterstützung konnten neue Stellen geschaffen und die Digitalisierung ausgebaut werden. Doch in Folge der Haushaltskürzungen drohen Stellen wieder wegzufallen, freiwerdende Stellen werden teilweise gestrichen. Und auch die Fortschritte in der Digitalisierung sind längst nicht ausreichend.
„Was vor allem fehlt, ist eine funktionierende Vernetzung unter den Gesundheitsämtern sowie effektive Schnittstellen zwischen kommunaler, Landes- und Bundesebene“, so Bobbert. Zwar wird die digitale Vernetzung im ÖGD länderübergreifend durch die Plattform AGORA vorangetrieben. Für die effiziente digitale Arbeit in den Gesundheitsämtern Berlins fehlt jedoch die entsprechende Fachsoftware. Auch ist der digitale Datenaustausch innerhalb Berlins nach wie vor schwierig.
„In der Praxis sind wir von einer einheitlichen und effektiven Digitalisierung des ÖGD auf allen Ebenen weit entfernt. An dieser muss das Land Berlin kontinuierlich arbeiten und vor allem für die notwendige Finanzierung sorgen“, so Dr. med. Matthias Blöchle, Vizepräsident der Ärztekammer Berlin. Auch bei den Arbeitsbedingungen und der medizintechnischen Ausstattung gibt es noch Verbesserungsbedarf. Weiterhin müsse sichergestellt werden, dass die Leitungen der Gesundheitsämter in ärztlicher Hand bleiben, so Blöchle.
Aufgaben der Gesundheitsämter breit gefächert
„Vielen Menschen ist nicht bewusst, wie wichtig die Gesundheitsämter für die gesundheitliche Versorgung in Deutschland sind“, erklärt Blöchle weiter. Dabei ist ihr Aufgabenfeld breit gefächert und umfasst neben der Bekämpfung und Begrenzung von Infektionsausbrüchen unter anderem Beratungs- und Unterstützungsangebote für Schwangere, Familien, chronisch oder psychisch kranke Menschen sowie Menschen mit körperlichen Behinderungen, die Durchführung von Kita- und Einschulungsuntersuchungen, Kontroll- und Überwachungsaufgaben im Bereich der Krankenhaushygiene und den Katastrophenschutz.
Im Unterschied zur üblichen Versorgung in Krankenhäusern oder ambulanten Praxen stehen beim ÖGD auch bevölkerungsbezogene Aspekte mit präventivem Ansatz im Fokus. Dies gilt insbesondere auch für Gruppen, für die der Zugang zur gesundheitlichen Regelversorgung erschwert ist, wie zum Beispiel Menschen ohne Krankenversicherung oder Geflüchtete.
„Damit sind die Gesundheitsämter auch ein Seismograph für den gesundheitlichen Zustand der Bevölkerung“, so Bobbert. „Um dieses breit gefächerte Angebot weiter aufrechterhalten zu können, muss eine Anschlussfinanzierung für den Pakt für den ÖGD gesichert werden.“
Hier finden Sie die Pressemitteilung als PDF.
Ansprechpersonen für Presseanfragen
- PD Dr. med. Peter Bobbert
- Dr. med. Matthias Blöchle
Die Kontaktdaten erhalten Sie auf Anfrage von der Pressestelle der Ärztekammer Berlin.
Pressekontakt
Ole Eggert
Pressesprecher
Ärztekammer Berlin, Körperschaft des öffentlichen Rechts
T +49 30 408 06 - 41 10
E presse@aekb.de
# Instagram: @aekberlin
# LinkedIn: Ärztekammer Berlin