Lange Zeit behandelte die Medizin Frauen und Männer gleich. Heute weiß man, dass sie bei der gleichen Krankheit unterschiedliche Symptome entwickeln können und viele Medikamente bei ihnen unterschiedlich wirken. Dennoch werden die Unterschiede zwischen Frauen und Männern in der Medizin immer noch zu wenig beachtet.
Besonders Frauen werden in der medizinischen Forschung und Therapie häufig benachteiligt. Nach wie vor werden klinische Studien fast immer an jungen Männern durchgeführt. Einer der Gründe dafür ist, dass die Reaktionen auf Medikamente bei Frauen hormonell bedingt variieren können. Es ist jedoch gerade deshalb wichtig, Therapien auch an die unterschiedlichen hormonellen Phasen anzupassen.
Als Ergebnis der Zurückhaltung bleiben Wirkungen und Nebenwirkungen von Medikamenten auf Frauen unzureichend erforscht. Auch werden Frauen oft später behandelt als Männer. Es ist daher wichtig, Ärzt:innen im Umgang mit geschlechtsspezifischen Unterschieden bei Diagnostik und Behandlung besser zu schulen. Anlässlich des diesjährigen Internationalen Frauentages, der unter dem Motto „Für ALLE Frauen und Mädchen: Rechte. Gleichheit. Ermächtigung" steht, plädiert der Vorstand der Ärztekammer Berlin dafür, Gendermedizin fest im Medizinstudium und in der Weiterbildung zu verankern.
Stärker für geschlechtsspezifische Medizin sensibilisieren
Erste Fortschritte sind bereits zu verzeichnen. Insbesondere die Herzmedizin zählt zu den Disziplinen, in denen die Notwendigkeit einer gendersensiblen Medizin bereits erkannt wurde. In der Öffentlichkeit ist das allerdings noch weitgehend unbekannt. Sowohl Ärzt:innen als auch Patient:innen müssen daher verstärkt für die Unterschiede in Entstehung und Symptomatik von Herzerkrankungen sensibilisiert werden.
Ein wichtiger Schritt war die Gründung des Institutes für Geschlechterforschung in der Medizin an der Charité – Universitätsmedizin Berlin im Jahr 2003. Auch wurden geschlechtersensible Inhalte an der Charité ins Studium aufgenommen. Doch insgesamt steckt die Integration von geschlechtsspezifischer Medizin in die medizinischen Curricula in Deutschland noch in den Kinderschuhen. Einem unter Mitwirkung der Charité im Jahr 2020 erstelltem Gutachten zufolge thematisieren nur 70,4 Prozent der Medizinischen Fakultäten in Deutschland punktuell in einzelnen Lehrveranstaltungen Geschlechterunterschiede bei Krankheiten, Symptomen und Therapien. Auch gibt es in Deutschland nur wenige Professuren zum Thema und erst seit 2024 die erste Vollzeitprofessur für Geschlechtersensible Medizin.
Gendermedizin nicht nur für Frauen von Vorteil
Gendermedizin betrifft dabei nicht nur Frauen. Sie ist auch für Männer von Vorteil. So gelten zum Beispiel Depressionen häufig immer noch als typische Frauenerkrankung und werden bei Männern oft unterschätzt oder nicht richtig diagnostiziert. Auch dass Männer Osteoporose oder Brustkrebs bekommen können, ist vielen unbekannt.
Eine geschlechtersensible Medizin kommt auch Transpersonen zugute. So kann bei Erkrankungen des Skelettsystems eher das biologische Geschlecht eine Rolle spielen. Bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen hingegen spielt die Phase der Hormonbehandlung eine Rolle.
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