Ärztekammer Berlin steht zum "Lern- und GeDenkOrt Alt Rehse": Einstimmig finanzielle Förderung beschlossen

Pressemitteilung

Projekt sieht Studien- und Seminarzentrum am Standort der früheren NS-"Führerschule der Deutschen Ärzteschaft" vor

Einstimmig hat sich die Delegiertenversammlung der Ärztekammer Berlin in ihrer Sitzung am Mittwochabend für eine finanzielle Förderung des „Lern- und GeDenkOrtes Alt Rehse“ ausgesprochen. Die Unterstützung erfolgt durch eine zweckgebundene Fördermitgliedschaft in dem Verein Erinnerungs-, Bildungs- und Begegnungsstätte Alt Rehse e.V. (EBB) mit einem Förderbeitrag in Höhe von 5.000 € jährlich.

Der Präsident der Ärztekammer Berlin, Dr. med. Günther Jonitz, betonte die Bedeutung der Entscheidung als politisches Signal und die Verantwortung der deutschen Ärzteschaft für das Projekt, das „nicht nur Vergangenheitsbewältigung, sondern vor allem auch Zukunftsgestaltung“ sei. „Es ist eine Einladung, die Zukunft mit Seminaren, Kongressen und Workshops in Klausurcharakter mitzugestalten.“ Auch andere Landesärztekammern seien aufgefordert, sich an dem Projekt zu beteiligen.

Der Ort Alt Rehse liegt in Mecklenburg-Vorpommern am Ufer des Tollensesees – unweit von Neubrandenburg. Er war von 1935 bis 1942 Standort der NS-„Führerschule der Deutschen Ärzteschaft“. Rund 12.000 Ärzte, Apotheker und Hebammen wurden hier „weltanschaulich in Rassenhygiene geschult“. Alt Rehse stand an der Spitze eines umfassenden Systems der Beeinflussung und Gleichschaltung der Ärzteschaft, die sich weitgehend ohne Widerspruch in den Dienst der verbrecherischen Strategien zur Umsetzung der nationalsozialistischen Rassenhygiene stellte. Der heutige Träger, die Gutshaus Alt Rehse gGmbH, deren Gesellschafter der EBB und der Verein Beth Zion sind, will an diesem Ort ein Studien- und Seminarzentrum errichten, welches einerseits durch eine Dauerausstellung an diese unsäglichen Geschehnisse erinnert, aber andererseits Grundlagen dafür schaffen soll, dass insbesondere Ärzte niemals wieder einer derartigen Verführung ausgesetzt werden. Dazu sollen Ärztinnen und Ärzte in Aus-, Fort- und Weiterbildung die Möglichkeit haben, sich in Veranstaltungen zum übergreifenden Thema „Medizinethik in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft“ zu schulen. Bereits in den vergangenen Jahren fanden in Alt Rehse Ethik-Tagungen zu verschiedenen Themen statt, die von der Ärztekammer Berlin unterstützt wurden.

Die Fördermitgliedschaft ist zunächst für die Dauer von fünf Jahren (2019 bis 2023) festgesetzt. Voraussetzung für die Unterstützung durch die Ärztekammer Berlin ist zudem die Förderung des Projektes „Lern- und Gedenkort in Alt Rehse“ durch den Bund und durch das Land Mecklenburg-Vorpommern. Ein Jahr vor Ablauf der fünfjährigen Unterstützung werden die Delegierten über die Fortsetzung ihrer Fördermitgliedschaft entscheiden.

Weitere Informationen unter www.ebb-alt-rehse.de

Die Pressemitteilung als PDF finden Sie hier.

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